Viele Menschen legten heute in Dresden ihre Lohnarbeit sowie emotionale, Sorge- und Hausarbeit nieder. Dafür haben sie sich am Morgen in sechs Streik-Cafés an unterschiedlichen Orten getroffen. Hier lag der Fokus auf einem umfassenden, branchenübergreifenden Austausch. Die Hochschule für bildende Künste startete beispielsweise mit einer Kunstaustellung „Fe*male Intervention“ und schloss durch ein Gespräch mit CindyCat über die finanzielle Unsicherheit und Diskriminierung von Künstlerinnen an. In der kosmotique ( Seit 2012 betreiben Ehrenamtliche die kosmotique in einem ehemaligen Ladenlokal in der Dresdner Neustadt als einen politischen Raum, der gemeinsam mit anderen Gruppen und Kollektiven mit Kritik und linker Praxis gefüllt wird. Regelmäßig finden in der kosmotique Vorträge, Filmvorführungen, Workshops und Tagesseminare und Treffen politischer Gruppen und Initiativen statt.) fand ein Fotoshooting statt, beit dem die Teilnehmenden darstellten, was ihre persönliche Situation im Patriarchat am besten symbolisiert.
Bereits am frühen Morgen steuerte das Streik-Mobil der Schüler_innen Gewerkschaft Schwarze Rose sechs Dresdener Schulen an. In Kundgebungen wurden die Geschlechterungerechtigkeit besonders im Biologieunterricht, sexistische und sexuelle Übergriffe in der Schule sowie Verhütung thematisiert.
Anschließend fanden sich rund 500 Menschen auf dem Postplatz zum Streik-Fest zusammen, um dort gemeinsam über ihre aktuelle Situation und Themen der Geschlechtergerechtigkeit zu diskutieren. Menschen aus unterschiedlichen Branchen und Lebensbereichen haben gemeinsam Forderungen für die Zukunft aufgestellt und sich beraten, wie sie sich zukünftig zusammenschließen können, um eine kraftvolle Streikbewegung über den 8. März 2019 hinaus aufzubauen
Einen der Höhepunkte bildete die feierliche Beerdigung des Patriarchats. Die Performance-Gruppe des F*Streik-Netzwerks zog durch die Prager Straße, die Haupteinkaufsstraße in Dresden. An ihren Körpern hafteten überwiegend sexistische Zuschreibungen, die sie bei einer Trauerrede eindrucksvoll in den Sarg warfen – unter großem Jubel der Anwesenden.
Um sich mit antifeministischen und rechtsradikalen Konsequenzen – besonders in Sachsen – auseinanderzusetzen, wurde die performative Installation “WENDE 2.0” ODER ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT gezeigt, die den politischen und kulturellen Rechtsruck thematisierte und dazu einlud, sich zu diesem zu positionieren. Solidarische Menschen, überwiegend Männer, kümmerten sich derweil um die Kinderbetreuung und um das leibliche Wohl.
Luka Stern: „Als Mitglied der basisdemokratischen und feministischen Gewerkschaft „FAU“ sehe ich den Streik als das Mittel, grundsätzliche gesellschaftliche Veränderungen herbei zu führen. Wenn wir unsere Arbeit verweigern, steht die Welt still. Um mit den damit verbundenen Risiken solidarisch umzugehen, müssen wir uns langfristig und verbindlich organisieren.“

Toni Keller: „Wir streiken heute auch aus Solidarität mit allen von den Kürzungen (Der Dresdener Stadtrat hat im Februar 2019 Kürzungen in den Bereichen Bildung, Kultur, Jugend- und Sozialarbeit sowie Gleichstellung beschlossen.) betroffenen Dresdner Projekten, u.a. im Gleichstellungsbereich. Gerade in Zeiten des gesellschaftlichen Rechtsrucks lassen wir uns nicht zu Konkurrent_innen um immer weniger Geld machen. Wer nicht kapiert, wie wichtig und wertvoll unsere Arbeit ist, wird damit klarkommen müssen, dass wir sie verweigern.“
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Schürzt das Patriachat

Streikfest am Postplatz

Streikmobil

Streikcafés

Beitrag in der Sächsischen Zeitung